Tomatensamen gewinnen und Tomaten vermehren – So funktioniert’s!

Tomatensamen gewinnen aus halbierter Tomate
Dieses Jahr sind die Tomatenpflanzen in meinem Gewächshaus wunderbar gewachsen. Ich hatte drei verschiedene Sorten. Überzeugt hat mich geschmacklich vor allem die Tigerella und die Goldene Königin. Deswegen möchte ich diese beiden Sorten auch im nächsten Jahr wieder anbauen und aus diesen Sorten Tomatensamen gewinnen.

Im Gärternleben kommt es immer mal wieder vor, dass man von Tomatensorten geschmacklich enttäuscht ist. Hat man jedoch einmal eine Sorte gefunden die man gerne mag, dann möchte man diese auch erhalten. Dies geht ganz einfach, denn aus den beliebten Tomaten können leicht Tomatensamen entnommen werden.

Es gibt verschiedene Methoden Tomaten zu vermehren. Gerne erkläre ich Ihnen wie es funktioniert und was es zu beachten gibt.

Kurz und Knapp

Was gibt es beim Tomatensamen ernten zu beachten!

  • Samenfeste Sorten verwenden
  • Gesunde, kräftige und sortentypische Pflanzen für Saatgut wählen
  • Samen aus mehreren sortengleichen Pflanzen ziehen, um langfristig Sorte zu erhalten
  • Tomaten für Samen verzehrreif ernten

Grundwissen Samengewinnung – Was gibt es zu wissen?

Von welchen Tomatenpflanzen soll ich Tomatensamen gewinnen?

Möchten Sie Saatgut aus Ihren Tomaten ziehen, dann verwenden sie nur samenfeste Sorten. Das sind Sorten, die ihre Eigenschaften kontinuierlich an ihre Nachkommen weitergeben.

Dabei handelt es sich meist um ältere Zuchtsorten, Lokalsorten und Sorten aus biologischer Züchtung. Wenn Sie Saatgut kaufen, finden Sie die Angabe auf der Saatgut-Tüte. Bevorzugen Sie, wenn möglich biologisches Saatgut. Nähere Informationen zu Biosaatgut im Beitrag: Biosaatgut oder Standard-Saatgut? Wichtige Gründe!

Lassen sich alle Tomatenpflanzen vermehren?

Theoretisch kann man sagen, dass sich alle Tomaten vermehren lassen. Es kann auch Samen von Tomaten aus dem Handel gezogen werden. Beim konventionellen Anbau handelt es sich jedoch meist um Hybridsorten.

Vermehren Sie keinen Samen aus Hybridsorten

Bei Samen aus einer Hybridpflanze kann es zu unfruchtbarem Samen kommen oder der Samen spaltet sich in verschiedene Formen auf. Dann passiert es, dass Eigenschaften die an dieser Pflanze wichtig sind, plötzlich nicht mehr vorkommen.

Die Absicht hinter der Züchtung von hybridem Saatgut ist neben der Eigenschaften, die für den Handel wichtig sind (wie gute Lagerfähigkeit, gleiche Reifung) auch, dass die Samen nicht sinnvoll zu vermehren sind. Dadurch muss immer wieder neues Saatgut gekauft werden und leider ist auch der Geschmack bei vielen Sorten auf der Strecke geblieben.

Nur gesunde, kräftige und sortentypische Pflanzen wählen 

Wenn Sie Tomaten vermehren möchten, sollten Sie nur kräftige und gesunde Pflanzen für die Tomatensamen verwenden.

Tomaten vermehren aus gesunder Tomatenpflanze mit Früchten
Geeignete rote Tomaten für Saatgutgewinnung am Strauch

Die Eigenschaften, die die Pflanze aufweist, wurden über hunderte Jahre vom Menschen kultiviert. Wird bei der Auswahl der Pflanzen nicht auf gesunde, kräftige und sortentypische Pflanzen geachtet und mehrere Jahre hintereinander Saatgut gewonnen, können die positiv angezüchteten Eigenschaften innerhalb weniger Jahre verloren gehen. 

Darüber hinaus gibt es auch verschiedene samenübertragbare Pathogene. Diese können über das Saatgut die keimende Pflanze infizieren.

In der professionellen Saatgutgewinnung wird der Samen mit einer Heißwasserbehandlung unter Berücksichtigung verschiedener optimaler Parameter gegen solche Pathogene behandelt. Dies ist jedoch ein Vorgang, der im Labor durchgerührt wird und sich nicht für eine Anwendung zu Hause eignet.

Deswegen verbleibt dem Hobbygärtner nur die Möglichkeit gesunde und kräftige Pflanzen auszuwählen um mögliche samenübertragbare Bakterien und Pilze weitgehend auszuschließen.

Empfehlung

Handbuch Samengärtnerei

Tomatensamen gewinnen – 3 verschiedene Methoden 

Die schnelle Methode: Tomatensamen trocknen 

Sie benötigen:

  • Tomaten
  • Küchenpapier oder Backpapier
  • Messer
  • Tütchen
  • Stift

Wie funktioniert das? – Anleitung Tomatensamen trocknen

  • Kerne herauslösen und zum Trocknen ausbreiten bzw. aufstreichen

    Die ausgewählten Tomaten werden halbiert und die Kerne vorsichtig mit einem Messer oder einem Löffel entnommen.

    Streichen Sie die Samen dann auf ein Küchenpapier oder ein Backpapier. Danach müssen die Samen trocknen.

Tomatensamen ernten und auf einem Küchenpapier trocknen
Tomatensamen ernten und zur Trocknung auf ein Küchenpapier aufstreichen
  • Samen durchtrocknen lassen

    Die Trocknungszeit ist abhängig von der Temperatur. Nach ca. zwei Tagen müssten die Samen getrocknet sein. Lassen Sie die Samen aber lieber etwas länger trocknen sonst kann es passieren, dass diese später schimmeln.

  • Getrockneten Samen in Tütchen aufbewahren

    Nach dem Trocknen der Tomatensamen können diese in einem Tütchen aufbewahrt werden. Notieren Sie sich auf dem Tütchen das Jahr der Samengewinnung.

    Wenn die Samen auf einem Küchenpapier getrocknet wurden, stecken Sie dieses einfach mit den daran hafteten Samen in das Samentütchen. Sie müssen dieses beim Einpflanzen der Samen im nächsten Jahr nicht akribisch entfernen, sollte noch Papierreste an den Samen haften ist dies nicht weiter störend. Die Samen keimen trotzdem.

Samen-Tütchen mit auf Küchenpapier getrockneten Samen
Aufbewahrung Saatgut auf Küchenpapier in Tütchen
  • Vor- und Nachteile der Methode Tomatensamen trocknen

    • Bei dieser Methode handelt es sich um eine schnelle Methode die nicht viel Zeit benötigt.
    • Die gallertartige Schicht um die Samen wird, im Gegensatz zur Nassreinigung, nicht entfernt. Sie verbleibt beim Trocknen an den Tomatensamen. Diese Schicht hemmt die Keimung und ist dafür zuständig, dass die Samen nicht schon der Tomate zu keimen beginnen.

     

    • Der Nachteil dieser Methode liegt darin, dass die so gewonnenen Tomatensamen etwas länger zum Keimen brauchen und auch unregelmäßiger keimen als dies bei Entfernung der Schicht der Fall wäre.

    Die Profimethode: Tomatensamen Nassreinigung bzw. Nassgärung

    Sie benötigen:

    • Tomaten
    • Messer
    • Holzbrett oder Kaffeefilter
    • Glas mit Schraubverschluss oder Folie zum Abdecken
    • Küchensieb
    • Tütchen
    • Stift

    Wie funktioniert das? – Anleitung Tomatensamen Nassreinigung

    • Gründe für Nassreinigung der Samen

    • Die Absicht hinter der Nassreinigung ist die Entfernung der keimhemmenden Schicht, die das Samenkorn umgibt.
    • Bei der Nassreinigung oder auch Nassgärung genannt, werden mithilfe eines Gärvorganges, die Samen umhüllende Schicht von Pilzen abgebaut. Die dafür geeignete Temperatur liegt bei ca. 22 bis 30° C.

     1. Schritt: Samen in ein Glas füllen

    • Schneiden Sie die Tomaten in der Mitte durch. Danach entfernen Sie vorsichtig mit einem Messer oder einem Löffel die Samen im Inneren der Tomaten.
    • Füllen Sie die entnommenen Samen in einen Schraubglas und füllen Sie es mit Wasser auf. Dann verschließen Sie das Glas. Haben Sie keinen Deckel können Sie auch eine Klarsichtfolie über das Glas geben.
    Tomatensamen-Nassreinigung-in kleinen Gläsern
    Tomatensamen zur Gärung in ein Glas geben

    2 Schritt: Gärvorgang abwarten

    • Nun beginnt ein Gärvorgang im Glas.
    • Nach ca. 2 bis 3 Tagen ist dieser Vorgang abgeschlossen. Die Samen fühlen sich nun nicht mehr glitschig, sondern rau an. Sie erkennen den abgeschlossenen Vorgang auch dran, dass die Samen zu Boden gesunken sind und das Fruchtfleisch oben auf schwimmt

    3 Schritt: Samen reinigen

    • Nun können Sie die Samen in ein Sieb gießen und diese mit einem Wasserstrahl reinigen.
    Tomatensamen in einem Küchensieb nach der Gärung
    Tomatensamen Reinigung nach der Gärung

    4 Schritt: Samen trocknen

    • Legen Sie die Samen zum Trocken auf ein Holzbrett oder einen Kaffeefilter. Nach ca. 2 Tagen ist der Trockenvorgang abgeschlossen.
    • Die Samen können nun in einem Samentütchen gelagert werden.
    Gereinigte und getrocknete Tomatensamen
    Getrocknete Tomatensamen nach der Nassgärung

    Die kreative spontane Methode: Tomatenscheibe in die Erde 

    Abschließend erkläre ich noch eine weitere Methode wie man Tomaten durch Samen vermehren kann. Diese Methode ist etwas ungewöhnlich.

    Sie benötigen:

    • Tomaten
    • Messer

    Ich selber habe diese noch nicht ausprobiert, aber mein Schwanger sät seine Tomaten auf diese Weise und ist ganz begeistert davon. Diese Methode kann man auch als die Auf-den-letzen-Drücker-Methode bezeichnen.

    Wie funktioniert das? – Anleitung Tomatenscheiben einpflanzen

    • Tomate in Scheiben schneiden und einpflanzen

    Schneiden Sie eine Tomate in dünne Scheiben und legen Sie diese in die Erde. Dann bedecken Sie diese mit etwas weiterer Erde, sodass die Scheiben ca. 1 bis 2 cm unter der Erde liegen. Die Keimung mit dieser Methode dauert etwas länger, funktioniert aber.

    Tomatenpflanzen vermehren durch Ableger bzw. Stecklinge

    Tomaten können nicht nur durch Samen, sondern auch durch Ableger vermehrt werden. Dies funktioniert aber nur, wenn bereits eine Pflanze vorhanden ist.

    Sie können also im Frühjahr eine Pflanze kaufen oder aussäen und diese dann vermehren.

    Wie funktioniert die Tomaten Vermehrung durch Ableger bzw. Stecklinge?

    Anleitung

    • Es können jegliche Triebe der Mutterpflanze für eine Vermehrung verwendet werden. Vor allem beim Ausgeizen fallen viele Stecklinge an, die verwendet werden können (Geiztriebe, Seitentriebe und auch Konkurrenztriebe).
    • Der Trieb sollte mindestens 20cm lang sein
    • Den Trieb mit einem Messer schräg abschneiden und alle unteren Blätter bis auf die letzten Blattpaare entfernen
    • Trieb in ein Wasserglas stellen und wurzeln lassen
    • Nach ca. 3 Wochen wurzelt der Trieb
    • Nachdem Wurzeln Trieb in die Erde einpflanzen und mit einem Pflanzstab stabilisieren

    Lagerung

    Wie lange die Tomatensamen keimfähig bleiben, hängt natürlich von der Lagerung der Samen ab. Bei optimaler Aufbewahrung jedoch können Tomatensamen bis zu 6 Jahre lang verwendet werden. Umso jünger der Samen desto keimfähiger ist er.

    Wichtig bei der Saatgutlagerung:

    • Trockenes Saatgut
    • Kühl lagern (am besten zwischen 4 und 10° C, wenn kein kühler Raum vorhanden ist, ist eine Lagerung bei Zimmertemperatur auch möglich, kann jedoch über die Jahre zu einer verminderten Keimfähigkeit führen)
    • Trocken lagern
    • Dunkel aufbewahren (durch undurchsichtiges Saatgut-Tütchen oder zusätzlich in ein geeignetes Aufbewahrungsgefäß geben)
    Tomatensamen Lagerung in einer verschließbaren Box
    Lagerung Saatgut in Tütchen und einer Box

    Abschließend wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Tomatensamen vermehren!

    Sie haben noch keine Tomaten zum vermehren, möchten aber gleich loslegen?

    Es gibt einige interessante Bio-Saatgutboxen mit Tomatenmischungen!*

    Häufig gestellte Fragen zu Tomatensamen gewinnen

    Wie lange dauert es bis Tomatensamen keimen?

    Die Keimdauer ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Sowohl von der Gewinnung des Saatguts, wie auch von der Sorte und den Keimbedingungen. Es muss mindestens mit 10- bis 14 Tagen Keimdauer gerechnet werden. Bei alten Sorten können auch einige Wochen bis zur Keimung vergehen.

    Weiter Informationen zum Anbau von Tomaten.

    Sind selbstgezogene Tomaten giftig?

    Diese Frage geistert immer wieder durchs Netz. Nein, selbst gezogene Tomaten sind nicht giftig. Ich denke diese Frage hat ihren Ursprung darin, dass Kürbisgewächse wie Zucchinis, Gurken und Kürbisse den Bitterstoff Cucurbitacin enthalten können, welcher eine schwere Lebensmittelvergiftung auslöst.

    Dies ist dann der Fall, wenn die Pflanzen entweder Stress (z.B. Trockenheit) ausgesetzt waren oder es bei selbst gezogene Zucchini und Kürbisse durch eine Rückkreuzung mit Zier- und Wildkürbissen kommt, wodurch dann erneut giftige Kürbissorten entstehen. 

    Dies ist jedoch eindeutig am bitteren Geschmack zu erkennen. Bei Tomatensorten hingegen ist dies nicht der Fall. 

    Kann man keimende Tomaten noch essen?

    Ganz selten kann es passieren, dass ein Kern in der Tomate bereits zu keimen beginnt. Dies ist dann der Fall, wenn ein Enzym in der Tomate fehlt, das die Keimung unterdrückt. Die Tomate ist jedoch weiterhin genießbar.

    Wie lange kann man Tomatensamen aufheben?

    Die Tomatensamen kann man bei optimaler Lagerung bis zu 6 Jahre aufbewahren. Mit zunehmenden Alter nimmt jedoch die Keimfähigkeit ab.

    Lässt sich Samen aus Supermarkt Tomaten ziehen?

    Ja, das ist möglich. Jedoch sollte man auf eine Vermehrung von hybriden Sorten, dies ist meist bei Supermarkt Tomaten der Fall, verzichten. Tomaten aus dem Biomarkt oder von Erzeugermarkt können jedoch gerne vermehrt werden.

    Wie lange muss man Tomatensamen trockenen?

    Nach dem Tomatensamen ernten müssen diese getrocknet werden. Dies dauert je nach Raumtemperatur ca. 2 Tage. Um Schimmelbildung zu vermeiden und eine hohe Keimfähigkeit zu bewahren, lassen Sie die Samen lieber zu lange als zu kurz trocknen. Wenn die Samen gut durch getrocknet sind, können Sie diese Saatguttüten verpacken.

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